Warcraft

(Verlag: Fantasy Flight Games, Autor: Kevin Wilson)

Warcraft ist die Umsetzung des bekannten gleichnamigen Computerspiels als Brettspiel für zwei bis vier Spieler. Es handelt sich also um ein Kosim, ist aber Gott sei Dank keine weitere Risikovariante. Bei denjenigen, die das Computerspiel kennen, ist beim Brettspiel der Wiedererkennungsfaktor gegeben. Kurz gesagt handelt es sich um eine Prügelei um Rohstoffe und Siegpunkte auf einer Landschaft aus Sechseckfeldern in verschiedenen Scenarien, wobei aus den Rohstoffen neue und evtl. verbesserte Einheiten produziert werden können. 

Das Spielmaterial ist umfangreich und rechtfertigt den Preis. Der Spielplan wird aus vorgefertigten Teilen variantenreich zusammengesetzt, wobei jedes Teil aus mehreren zusammenhängenden Sechseckfeldern besteht. Bei den einzelnen Sechseckfeldern handelt es sich um eine der vier Städte der auftretenden Rassen (Nachtelfen, Menschen, Orks und Untote), eine Goldmiene, ein Bergfeld, ein Objektfeld mit einem Gebäude, das dem Besitzer Siegpunkte liefert, ein Waldfeld oder um ein unspezifiziertes Geländefeld ohne besondere Bedeutung. Für die kämpfenden Einheiten gibt es eine größere Anzahl an Holzspielsteinen in drei Formen und vier Farben, je eine Farbe für jede Rasse. Die drei Formen stellen Nahkampf-, Fernkampf- und Flugeinheiten dar. Weiterhin gibt es eine erhebliche Anzahl an Pappmarkern mit verschiedensten Bedeutungen. Da gibt es zunächst mal die Arbeiterplättchen, mit denen man Gold schürfen, Holz hacken, oder Gebäude bauen kann. Dann gibt es für jede der vier Städte eine entsprechende Stadtkachel, mit deren Hilfe neben dem Spielfeld die Entwicklung der jeweiligen Stadt verwaltet wird. Dazu gibt es Gebäudeplättchen mit denen die Stadt durch Arbeiter ausgebaut werden kann um neue und bessere Einheiten produzieren zu können. Auf den Stadt- und Gebäudekacheln ist durch Symbole festgehalten, wie viele Rohstoffe die jeweilige Produktion oder Verbesserung kostet. Zum Symbolisieren der Rohstoffe gibt es Gold- und Holzplätten. Weiterhin gibt es Plättchen für Außenposten, die ebenfalls durch Arbeiter gebaut werden können und mit deren Hilfe es möglich ist, neue Einheiten auch außerhalb der Stadt ins Spiel zu bringen. Zum Verwalten der Fähigkeiten der Kampfeinheiten gibt es Plättchen für jede der drei Arten von Kampfeinheiten jeder Rasse. Mit Hilfe dieser Plättchen wird vermerkt, welche Ausbaustufe die jeweilige Einheitenart erreicht hat, wie stark sie im Kampf ist, wieviele Gebäude der jeweiligen Art man zum Erreichen der nächsten Stufe in der Stadt besitzen muss, ob es für die Ausbaustufe Siegpunkte gibt und nicht zuletzt, welche Zusatzfähigkeiten die Ausbaustufe ggf. beinhaltet. Zum Markeren des Grades der Ausbäutung der Rohstoffe gibt es ebenfalls passende Plättchen. Schließlich gibt es noch weitere Markierungsplättchen zum Festhalten verschiedener Spielsituationen auf dem Spielplan in verschiedenen Scenarien. Neben der reichhaltigen Ausstattung an Pappplätchen gibt es noch Spielkarten für jede Rasse. Diese Karten werden meistens, aber nicht nur, im Kampf eingesetzt. Das Spiel besitzt also eine gewisse Kartenspielkomponente. Nicht zu vergessen sind zu guter letzt noch einige normale sechsseitige Würfel und ein Sonderwürfel, mit dem der Ausbäutungszustand der Rohstoffquellen erwürfelt wird. 

Zu Spielbeginn einigt man sich auf das zu spielende Scenario und baut den Spielplan entsprechend auf. Außerdem einigt man sich darauf, wer welche Rasse spielt. Dabei ist zu beachten, das die Rassen unterschiedliche Fähigkeiten besitzen. Dies äußert sich in unterschiedlicher maximaler Stärke und unterschiedlichen Zusatzfähigkeiten der Kampfeinheiten, sowie in unterschiedlicher Ausstattung mit Spielkarten. Jeder Spieler erhält das Spielmaterial für seine Rasse in Form von Kampfeinheiten, Arbeiterplättchen, Stadtkacheln und Gebäudeplättchen, Plättchen für Außenposten, Spielkarten sowie Plättchen zur Verwaltung des Ausbaugrades der Kampfeinheiten. Jeder Spieler zieht von seinen Spielkarten drei Stück. Die Kampfeinheiten besitzen zu Spielbeginn die Startstufe als Ausbaugrad. Jeder Spieler erhält fünf Gold- und fünf Holzrohstoffplättchen. Man einigt sich auf einen Startspieler. 

Wie bei vielen anderen Spielen auch läuft eine Spielrunde bei Warcraft in Phasen ab, die jeder Spieler durchläuft, bevor der nächste Spieler an die Reihe kommt und dann seinerseit die Phasen durchläuft. Zunächst werden Einheiten bewegt. Nur die Flugeinheiten können sich um zwei Sechseckfelder bewegen, alle anderen nur um ein Feld. Nur die Flugeinheiten können ihren Spielzug auf einem Bergfeld beenden. Es können sich nur maximal drei Kampfeinheiten einer Rasse auf einem Feld befinden. Falls sich nach dem Bewegen Einheiten unterschiedlicher Rassen auf demselben Feld befinden, kommt es zum Kampf. Im Kampf würfeln zunächst die Fernkampfeinheiten, danach die Flugeinheiten und zuletzt die Nahkampfeinheiten. Nach jeder Einheitenart werden zunächst die Verluste entfernt. Dabei ist zu beachten, dass Nahkampfeinheiten den Flugeinheiten keine Verluste zufügen können. Bei dem Erwürfeln der Verluste wird für jede Einheit gewürfelt, ob sie trifft. Die Ausbaustufe der Einheitenart gibt dabei an, welche Zahl mit dem Würfel maximal zu würfeln ist, um einen Treffer beim Gegner zu erzielen. Dies kann von maximal zwei in einer niedrigen Ausbaustufe bis zu maximal fünf in einer hohen Ausbaustufe der Nahkampfeinheiten der Orks reichen. Für jeden Treffer wird eine Einheit vom Spielbrett entfernt, wobei die Einheiten von den beiden Spielern abwechselnd Stück für Stück entfernt werden. Es gibt im Kampf keinen Rückzug. Der Kampf endet, wenn nach einer Kampfrunde auf dem Kampffeld nur noch Einheiten eines Spielers stehen. Zu beachten ist bei den Kämpfen, dass die Einheiten auf den zum Kampffeld benachbarten Feldern an dem Kampf teilnehmen, aber für die Bestimmung des Kampfendes nicht beachtet werden. 

Nachdem alle Kämpfe ausgetragen wurden wird der Ertrag der Rohstofffelder mit dem Sonderwürfel erwürfelt. Dieser ebenfalls sechsseitige Würfel besitzt auf einer Seite eine Drei, auf zwei Seiten eine Zwei und auf drei Seiten eine Eins. Gewürfelt wird für jeden eigenen Arbeiter auf einem Gold- oder Holzfeld. Die gewürfelte Zahl gibt die Anzahl der Rohstoffplättchen an, die erwirtschaftet werden. Bei einer Drei wird entweder ein Ausbäutungsmarker auf dem Rohstofffeld plaziert, oder ein vorhandener Marker umgedreht. Wenn ein Ausbäutungsmarker mit der Ausgebäutet-Seite nach oben auf dem Feld liegt, wird nicht mehr für Rohstoffe auf diesem Feld gewürfelt. 

Nach dem Auswürfeln der Erträge werden die Einheiten und Gebäude, die in der vorangegangenen Runde in der noch zu beschreibenden Kauf-Phase ausgebildet bzw. von einem Arbeiter erbaut wurden, in der Stadt oder einem Außenposten ins Spiel gebacht bzw. die Gebäude in der Stadt in Betrieb genommen. 

Schließlich folgt für den Spieler, der gerade an der Reihe ist, die bereits erwähnte Kauf-Phase. In dieser Phase werden neue Kampfeinheiten oder Arbeiter ausgebildet, von Arbeitern neue Gebäude in Angriff genommen oder die Ausbaustufe der Kampfeinheiten erhöht. Bezahlt wird alles mit Gold- und Holzplättchen. Zu beachten ist, dass die als Spielmaterial zur Verfügung stehenden Einheiten eine Beschränkung darstellen. Es werden also keine selbstgefertigten Ersatzeinheiten benötigt. 

Das Spiel ist sofort beendet, sobald ein Spieler nach seinem Zug die benötigte Anzahl an Siegpunkten kontrolliert. In den einzelnen Scenarien kann es Sonderregeln geben, die die Standardregeln verändern oder außer Kraft setzen. Weitere Scenarien, Errata und weitere Informationen findet man auf der Internetseite des Verlages unter www.fantasyflightgames.com. 

Insbesamt ist die Umsetzung des Computerspieles als sehr gelungen zu bezeichen. Etwas störend ist, dass zur Vereinfachung der Übersetzung keinerlei Regeltexte auf Plättchen oder Karten zu finden sind. Hier wird nur mit Symbolen gearbeitet. Dies vereinfacht zwar die Übersetzung und damit die Produktion des Spiels, erfordert aber häufiges Nachschlagen in der Regel. Es wäre wünschenswert, dass dem Spiel wenigstens Übersichteskarten beiliegen. Es bleibt zu hoffen, dass noch viele weitere Scenarien auf der Internetseite oder eine der bei den Verlagen so beliebten Ergänzungspackungen erscheinen. (Note 1-)