Shadowfist

(Autoren: Jose Garcia und Robin D. Laws, Verlag: Daedalus)

 Shadowfist ist ein bisher nur in Englisch erhältlisches Sammelkartenspiel in der Tradition von Magic, the Gathering. Es gibt also Starterdecks für den Einsteiger und Boosterpacks zur Erweiterung des Spiels. Normalerweise ist es dort zu bekommen, wo auch alle anderen Sammelkartenspiele verkauft werden. Man spielt Shadowfist zu mindestens zwei Spielern. Jeder spielt mit einem Deck, das er sich aus seinen eigenen Karten zusammengestellt hat. Im Verlauf des Spiels legt man allerlei Karten vor sich aus. Unter diesen befinden sich auch sogenannte Feng Shui Sites, um die sich das Geschehen dreht. Sieger ist derjenige, der zuerst eine Anzahl von gegnerischen Feng Shui Sites kontrolliert oder vernichtet hat.

 Grundsätzlich fühlt man sich bei Shadowfist, wie bei vielen Sammelkartenspielen, an Magic erinnert, da man bei all diesen Spielen immer wieder Elemente entdeckt, die zuerst in Magic, dem Auslöser des Sammelkarten-Booms, verwendet wurden. Interessant werden die Spiele durch ihre Unterschiede zu Magic. Bei Shadowfist bekommt man den Eindruck, daß versucht wurde, den Spielmechanismus mit Hilfe einiger Änderungen gegenüber Magic zu verbessern, was dieses Spiel besonders interessant macht.

 Um keine Verwirrung aufkommen zu lassen, werden im folgenden Text einige englische Ausdrücke verwendet, wie sie auch in der Spielregel auftauchen, so daß man diese ggf. wiedererkennen kann.

 Wenn man an der Reihe ist, bekommt man zunächst Power-Punkte aus bereits ausgespielten Sites oder Feng Shui Sites, die man zum Ausspielen von Karten verwendet. Sie werden am besten mit Chips oder Würfeln gezählt. Nicht verbrauchte Power-Punkte können über mehrere Runden hinweg gesammelt werden. Dann legt man alle Karten wieder gerade, die im Verlauf der letzten Runde gedreht (turned) hat, um deren Benutzung zu markieren. Danach legt man alle Karten, die man nicht mehr benötigt, auf den dafür vorgesehenen Ablagestapel (toasted pile) und zieht von seinem Kartenvorrat neue Karten, bis man wieder sechs auf der Hand hält.

 In der Hauptphase des Zuges kann man in beliebiger Reihenfolge mit Hilfe des Vorrats an Power-Punkten neue Karten aufspielen, jedoch nur maximal einen Site oder Feng Shui Site, und ausgespielte Karten des Gegners angreifen. Das Ausspielen der Karten wird zusätzlich zu den Power-Punkten auch über Resourcen gesteuert. Diese Resourcen sind eine Reihe verschiedener Symbole. Eine ausgespielte Karte kann Resourcen in Form dieser Symbole benötigen, oder auch liefern. Benötigt sie Resourcen, so müssen diese von bereits ausgespielten Karten geliefert werden. Für jede Karte werden die auf ihr erscheinenden Resourcen-Symbole einzeln gezählt und zum Ermitteln des Bedarfs oder der Lieferung von Resourcen gegeneinander aufgerechnet. Auf diese Weise entstehen Strukturen von Karten, die nur in Abhängigkeit voneinander benutzt werden können. Den Symbolen sind im Rahmen der Hintergrundgeschichte von Shadowfist diverse Bedeutungen zugeordnet, wie z. B. Magie, technisches Verständis, Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen mit speziellen Eigenschaften etc. .

 Ausgespielte Sites oder Feng Shui Sites werden vor jedem Spieler in zwei Reihen und beliebig vielen Spalten angeordnet. Eine Spalte aus somit maximal zwei Site-Karten wird Ort (location) genannt. Ein wichtiger Kartentyp sind die Character-Karten, die Personen, Tiere und sonstige Gestalten repräsentieren. Diese Karten werden immer einem Ort (location) zugeordnet, sobald sie ausgespielt werden. Man kann sie sich als Schutztruppe für den Ort vorstellen. Wird eine Karte an einem Ort angegriffen, können sich nur die anderen Karten an diesem Ort am Kampf beteiligen. Character-Karten können sich auch um einen Ort nach links oder rechts bewegen, werden dadurch aber gedreht (turned).

 Eine Haupttätigkeit während des Spiels ist das Angreifen. Man bestimmt dazu die eigenen ausgespielten Karten, die den Angriff durchfürhen und eine gegnerische Karte als das Angriffsziel. Dies kann eine gegnerische Character-Karte oder eine Site-Karte sein. Im Uhrzeigersinn links vom angreifenden Spieler beginnend können sich bei einer Mehrpersonenpartie die Spieler entscheiden, ob sie den Angriff mit eigenen Character-Karten unterstützen wollen. Anschließend können sich die Spieler reihum entscheiden, ob sie die Verteidigung unterstützen wollen (interception). Schließlich wird der Schaden verteilt und geschlagene Karten werden auf den dafür vorgesehenen Ablagestapel (smoked pile) gelegt.

 Jede Character-Karte hat einen Kampfwert (fighting score). Diese Zahl gibt an, wieviele Schadenspunkte die Karte verkraften oder austeilen kann. Aufgenommener Schaden verringert den Kampfwert. Sobald dieser Null erreicht, wandert die Karte auf den Ablagestapel. Man kann Schaden wieder heilen und den Kampfwert dadurch auf den Anfangswert zurücksetzen. Dadurch wird die Karte jedoch gedreht (turned) und kann erst wieder eine Aktion ausführen, die das Drehen erfordert, sobald sie zurückgedreht wurde.

 Die Site-Karten besitzen ebenfalls einen Kampfwert. Sie verteilen jedoch keinen Schaden und können auch nicht ohne spezielle Karten geheilt werden.

 Sieger des Spiels ist derjenige, der es zuerst schafft, sechs gegnerische Feng Shui Sites, bzw. fünf bei mindestens drei Spielern, zu zerstören oder zu übernehmen. Was mit einem gegerischen Feng Shui Site zu geschehen hat, kann man entscheiden, sobald dessen Kampfwert auf Null reduziert wurde.

 Bei Shadowfist gibt es eine Reihe verschiedener Kartentypen, die einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufweisen. Jede Karte besitzt eine Hintergrundfarbe und eine farbige Abbildung sowie einen textuellen Zusatz (tag). Diese Dinge haben für den Spielmechanismus keine Bedeutung. Der Zusatz gibt an, wie sich die Karte in die Hintergrundgeschichte des Spiels einfügt. Alle Karten besitzen einen für das gesamte Spiel eindeutigen Titel, sowie einen Untertitel (subtitle), aus dem zu entnehmen ist, um welchen Kartentyp es sich handelt.

 Auf einer Karte kann ein zusätzlicher Regeltext (rules text) stehen, der die Rolle der Karte im Spielgeschehen bestimmt. Dadurch können die Standard-Spielregel im Detail geändert werden. Insbesondere Character-Karten können diverse Sondereigenschaften besitzen, die ihre Bedeutung im Spielgeschehen entscheidend prägen.

 An Kartentypen gibt es neben den Site- und den Character-Karten noch Edges, Events und States. Alle drei Typen verändern die Standard-Spielregeln in irgendeiner Weise entweder einmalig oder länger anhaltend für einzelne Karten oder für mehrere. Edges haben länger dauernde Auswirkungen für das gesamte Spiel. Events haben einmalige Auswirkungen und können auch gespielt werden, wenn ein Gegner an der Reihe ist. States beziehen sich auf auf einzelne Karten und haben für die jeweilige Karte anhaltende Auswirkungen.

 Bei Shadowfist gibt es keine vorgeschriebene Mindestgröße für ein Deck. Es ist ratsam, ca. ein Fünftel Feng Shui Sites und ein Fünftel Character-Karten, die Resourcen liefern, aber keine benötigen, in einem Deck zu haben. Die restlichen Karten können nach Bedarf zusammengestellt werden. Dabei sollte man unbedingt auf die Resourcen achten, die Karten liefern, oder benötigen.

 Wesentliche Unterschiede zu Magic sind die Resourcen, die Character-Karten liefern oder benötigen, das Spielziel in Form von der Herrschaft über Feng Shui Sites, die Möglichkeit, sich bei Mehrpersonenpartie in die Kämpfe anderer Spieler mit seinen eigenen Character-Karten einzumischen, sowie die Möglichkeit, Power-Punkte über mehrere Runden hinweg anzusammeln.

 Der Spielspaß ist bei Shadowfist mit dem von Magic zu vergleichen. Welchen Spielmechanismus man bevorzugt, ist wohl ehr Geschmackssache. Das gleiche gilt auch für die Kartengestaltung. Mir gefallen die Bilder bei Magic und Middle Earth besser. Leider neigt der Mechanismus bei Shadowfist dazu, in Richtung des führenden Spielers zu kippen, da dieser durch seinen Vorsprung bei den Feng Shui Sites auch mehr Power-Punkte zur Verfügung hat. Von diesem Wehrmutstropfen abgesehen, ist Shadowfist für die Freunde der Sammelkartenspiele eine interessante Bereicherung.